Buchdiskussion & Ausstellung in der VHS am Barbarossaplatz und in der Bolivianischen Botschaft in Berlin


Die Fotoausstellung Unsere Kraft trägt uns voran. Einblicke in den Alltag von Hausarbeiterinnen in Bolivien von Maria Magdalena Moser mit Fotografien von Luca Zanetti im Foyer der Volkshochschule in Berlin Schöneberg war außergewöhnlich berührend und bestärkend. Die starken Portraits und die Texte der Frauen wurden von vielen Besucher*innen geschätzt und sehr positiv aufgenommen.” (Martin Behringer, Programmbereichsleitung “Mensch und Gesellschaft”, Albert-Einstein-Volkshochschule Berlin Tempelhof-Schöneberg)

Zu regen Fragen und Beiträgen aus dem Publikum regte auch die Buchdiskussion an der Finissage am 20. Oktober 2023 in der VHS am Barbarossaplatz in Berlin ein. Unter der Moderation von Manuel Moser exponierten die Anthropologin Judith Albrecht aus Berlin, der Philosoph Werther Gonzales León aus Peru und die Soziologin Fernanda Córdova Suxo und der Botschafter Wilfredo Ticona Cuba aus Bolivien ihre Gedanken zum Buch “Unsere Kraft trägt uns voran” von Maria Magdalena Moser.

Werther Gonzales: “Maria Magdalena Mosers Erzählbildband schildert in Texten und Fotos die Lebensrealitäten von zwölf bolivianischen Haushaltsarbeiterinnen im Alter von 12 bis 71 Jahren, deren Erfahrungen in Wahrheit die Lage zahlreicher Frauen in Bolivien und in anderen Andenländern wie Peru und Ecuador widerspiegeln. Die hier erzählten Geschichten berichten von harten Erlebnissen in fremden Haushalten und vermitteln Erinnerungen und Gefühle im Zusammenhang mit Arbeitstätigkeiten, die oft durch den schwierigen kulturellen Übergang von Quechua zu Spanisch geprägt sind. In den Geschichten erfahren wir von Frustration und Resignation, Hoffnung und Hingabe, Angst und Verzweiflung, Zärtlichkeit und Solidarität, Einsamkeit und Ungewissheit, aber vor allem von Liebe und Widerstand. Die Dynamik all dieser Gefühle wird durch eine innere Kraft, nämlich eine resiliente Haltung gegenüber Widrigkeiten und den Willen, voranzukommen, angetrieben.”

“Der Inhalt richtet sich nicht nur an die bolivianische Gemeinschaft in Deutschland”, betont Werther Gonzales, “sondern an alle, die daran interessiert sind, etwas über eine zeitgenössische soziale Realität zu erfahren, die sich in gewisser Weise von der sogenannten westlichen Kultur unterscheidet. Dies trägt zur Wertschätzung anderer Lebenswelten und zur Auseinandersetzung mit der eigenen Lebenssituation bei. In diesem Sinne ist die Verbreitung der in diesem Buch erzählten Geschichten im deutschsprachigen Raum unerlässlich, jedoch nicht weniger herausfordernd. Die Herausforderung besteht vor allem darin, die Erfahrungen, Praktiken und Umgebungen dieser zwölf indigenen Frauen begreifbar und mitteilbar zu machen.”

“Maria Magdalena Mosers Erzählbildband lädt uns ein”, so Werther Gonzales weiter, “unsere eigenen Wahrnehmungen und Wertschätzungen, unseren Sprachgebrauch und unser tägliches Handeln zu hinterfragen. Es ist ein Zeugnis davon, dass widrige Lebensumstände positive Gefühle des Vorwärtskommens erzeugen können. Es bringt uns bei, die Hoffnung nicht aufzugeben und stets nach einem guten Leben zu streben; ein gutes Leben, das ansonsten nicht nur auf individueller Ebene, sondern vor allem kollektiv und im Einklang mit der Natur stattfinden soll.”

“Der Reichtum dieses Buches besteht meiner Meinung nach darin, dass sich bei der Lektüre zwei sehr starke Eigenschaften entfalten”, kommentierte Fernanda Córdova, “einerseits das Instrument der Empathie, wie es auch die Autorin beabsichtigt. Andererseits ist es aber auch ein Instrument zur Aufdeckung von Prekarität und Gewalt. […] Die Kartografie der Hausarbeiterin in der Stadt setzt sich mit den nicht existierenden Grenzen zwischen Privatem und Arbeit auseinander. Das Private und die Arbeit, die untrennbar miteinander verbunden sind und sogar in der Terminologie des “Bed in” zusammengefasst werden. Das Private wird zu einem Privileg, das durch Geld erworben werden muss.” “Ich hätte mir gewünscht die Namen der Erzählerinnen zu erfahren”, schliesst sie, “weil diese Porträts so intim sind, dass die Benennung dieser Menschen ihre Präsenz und Macht erhöhen würde. Denn die Benennung ist wichtig, umso mehr in Zeiten, in denen die Narrative die Realität definiert.”

Die Ausstellung “Unsere Kraft trägt uns voran. Einblicke in den Alltag von Hausarbeiterinnen in Bolivien von Maria Magdalena Moser mit Fotografien von Luca Zanetti wurde vom 10. Sept. bis zum 20. Oktober in der VHS Tempelhof-Schöneberg in Berlin gezeigt.

Anschliessend in der Botschaft des Plurinationalen Staates Bolivien in Berlin.