Konzert & Lesung von Laurent Nicoud und Maria Magdalena Moser

Mit Lesetisch, Piano und Fotos von Luca Zanetti lud die Bühne zur inneren Reise ein

Die Leichtigkeit der Kombination von Konzert und Lesung, die Differenziertheit der Musik und wie sie auf den Text einging, die Art des Vortragens in dieser Autorenlesung der besonderen Art und die Präsenz und Verbundenheit der beiden Performenden war eindrücklich an diesem berührenden Abend vom 22. Nov. 22 im ONO in Bern.

In ihrer Lesung aus Unsere Kraft trägt uns voran nahm uns Maria Magdalena Moser mit auf eine innere Reise zu Hausarbeiterinnen in Bolivien. Sehr bald wurde uns aber klar, dass es hinter dem konkreten Thema auf einer nächsten Ebene um viel mehr geht, nämlich um Themen, die wohl die meisten Leute in Bolivien, aber auch uns hier in der Schweiz betreffen. Es ging um Lebensfragen, die wir sonst kaum wahrnehmen, selbst wenn wir die Nöte dieser Frauen in Bolivien kennen würden, die schon als Kinder gearbeitet haben. Die Geschichten haben zum Nachdenken angeregt. Es waren die vielen Details in den Geschichten, die uns als Publikum durch die ergreifende Erzählweise gleich nach den ersten Sätzen in Bann zogen. Die Auswahl der gelesenen Abschnitte war vielfältig, und obwohl die Texte aus verschiedenen Kapiteln und auch innerhalb dieser zusammengestückt waren, konnte man jederzeit folgen und die Texte führten in einen grossen Spannungsbogen.

Laurent Nicoud beeindruckte vom ersten Ton an mit seinen Jazzimprovisationen. Die Intermezzi waren sorgfältig ins Programm eingebaut und ermöglichten es, die vielen neuen Eindrücke zu verarbeiten. Laurent Nicoud ging in all seinen Improvisationen auf die gehörten Texte ein, öffnete weite Räume und verstärkte durch das Weiterführen der Themen die Tiefe der Eindrücke. Die Musik lebte in ihren vielen Nuancen und spiegelte damit die Geschichten grossartig. Obwohl die Verbindung zwischen Musik und Text nie eindeutig oder oberflächlich war, blieb der Bezug trotz der Spannweite zwischen den Kunstformen und Kulturen in jedem Moment erlebbar.

Schön war auch die ganz persönliche Note im Umfeld des kleinen Rahmens im ONO, in dem allerdings noch sehr viele Plätze freigeblieben waren. Selbst hinter den tragischsten Momenten in den Geschichten wurde immer der authentisch positive Blick ins Leben, diese besondere Form der Hoffnung spürbar, die auch die Interaktion der beiden Performenden prägte. (L. N. M.)